Angedacht!


„Glaubt ihr nicht, wenn ich euch von irdischen Dingen sage. wie werdet ihr glauben, wenn ich euch von himmlischen Dingen sage? Und niemand ist gen Himmel aufgefahren außer dem, der vom Himmel herabgekommen ist, nämlich der Menschensohn.“

Johannes 3,12f


Dr. Andrea GrünhagenLiebe Leserinnen und Leser,

eins ist schon mal klar: Am Trinitatisfest geht es um himmlische Dinge. Genauer gesagt geht es um das Geheimnis, dass wir an einen Gott in drei Personen glauben. Ein Geheimnis ist es, weil der menschliche verstand, wenn nicht Gott selbst es so offenbart hätte, nicht in der Lage wäre, diese Aussage zu fassen.

Schwierig genug ist es ohnehin. Wahrscheinlich ist es kein Wunder, dass die emotionale Beteiligung der Gläubigen an Trinitatis eher gering ist und sich auch kein nennenswertes Brauchtum etabliert hat. Wie soll man denn auch zu einer dogmatischen Aussage eine emotionale Beziehung entwickeln? Oder sie verstehen?

Und noch mehr, dieses Problem gibt es anscheinend, seit der Sohn Gottes vom Himmel auf die Erde gekommen ist. Damals sahen die Menschen die Zeichen, die Jesus tat, also seine Wunder. Aber die meisten sahen nur bis zu den irdischen, nicht aber zu den himmlischen Dingen, also nicht bis zu der Wahrheit, dass sie den Sohn Gottes also Gott selbst vor sich hatten.

Bemerkenswert ist an diesen Worten Jesu ja besonders, dass er es selbst ausspricht, dass er der ist, der vom Himmel gekommen ist und wieder in den Himmel auffährt. Heute würden wir sagen, er kommt aus einer anderen Dimension, aus einer anderen Welt, die unsichtbar hinter und über der Schöpfung liegt, die eher eine Sphäre als ein Ort ist, ein Bereich, in dem Zeit und Raum keine Rolle spielen.

Und weil er der Einzige ist, der es kann, redet er zu den Menschen eben auch von den himmlischen Dingen. Doch sie reagieren mit Unglauben. Das ist die Tragik, die besonders das Johannesevangelium immer wieder erzählt. Das Zeugnis Jesu stößt bei den meisten auf Unglauben und Ablehnung.

Unsere Situation nach Himmelfahrt und Pfingsten ist anders und doch vergleichbar. Uns ist der Heilige Geist gesandt und auch dessen Aufgabe ist es, die Wahrheit über Gott zu bezeugen. Dabei ist er wie der Wind, dessen Wirkung man zwar sehen und spüren kann, der aber unsichtbar und vor allem unverfügbar ist.

Vielleicht hilft es, wenn wir die Aussage, an Trinitatis gehe es um den dreieinen Gott, etwas präzisieren. An Trinitatis geht es um den Glauben an diesen dreieinigen Gott. Was uns an himmlischen, schwer fassbaren Aussagen bezeugt wird, zielt darauf, dass wir glauben. Wir glauben an einen Gott, der zu den Menschen kommt, statt in seiner göttlichen, himmlischen Sphäre zu bleiben. Ein Gott, der in Beziehung tritt zu uns. Darum geht es. Können wir das glauben?

Ihre Andrea Grünhagen

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